Ich bin 1953 gebo­ren und auf­ge­wach­sen auf dem Lan­de. In die­sem Umfeld und zu jener Zeit galt Män­ner­ar­beit als etwas, das meis­tens  kör­per­lich und oft auch schweiß­trei­bend war. Wohl des­halb bin ich mit 14 Jah­ren in eine hand­werk­li­che Leh­re  (Stark­strom­elek­tri­ker) gegan­gen. Nach eini­gen Berufs­jah­ren habe ich eine Aus­bil­dung zum Daten­ver­ar­bei­tungs­kauf­mann ange­schlos­sen. Wei­te­re Berufs­jah­re folg­ten. Als 24-jäh­ri­ger ent­schied ich mich, noch ein­mal ganz von vorn anzu­fan­gen, mit dem Abitur auf dem Zwei­ten Bil­dungs­weg und einem Geschichts­stu­di­um in Bielefeld. 

Mein weiterer Berufsweg

Im Jahr 1990 kam ich zum Kom­mu­nal­ar­chiv Her­ford, wo ich fast 30 Jah­re in der Abtei­lung Stadt­ar­chiv arbei­te­te. In die­ser Zeit  war ich unter ande­rem (mit)verantwortlich für:

  • Plakat Rettet die Bilder

    Selbst­ge­mach­tes Pla­kat aus dem Jah­re 2002: „Ret­tet die Bil­der und Filme!“

    Das His­to­ri­sche Bild­ar­chiv des Kom­mu­nal­ar­chivs. In die­sem Zusam­men­hang initi­ier­te ich immer wie­der öffent­li­che Aktio­nen „Ret­tet die Bil­der!“. Es war das Ziel, das Weg­wer­fen pri­va­ter Fotos und Fil­me zu ver­hin­dern, die für die loka­le Geschich­te wich­tig sein könnten.
  • Grün­dung und zehn Jah­re Schrift­lei­tung des »His­to­ri­schen Jahr­bu­ches für den Kreis Herford«;
  • Mit­ar­beit (inhalt­lich und gestal­te­risch) an musea­len Aus­stel­lungs­pro­jek­ten, dar­un­ter »Wie der Beat in die Pro­vinz kam« (Geschich­te des Her­for­der »Jagu­ar Clubs«) und »Topo­gra­phie in Herford«;
  • Selbst­ge­mach­te Ein­ladungs­kar­te aus dem Jahr 2009 zur Aus­stel­lung »Her­ford steigt auf« im Rah­men des Pro­jekts »Stadt­ge­schich­te im Schaufenster«.

    Idee, Ent­wick­lung und prak­ti­sche Umset­zung der Aus­stel­lungs­rei­he »Stadt­ge­schich­te im Schau­fens­ter«. Es han­del­te sich um ein Low-Bud­get-Pro­jekt für die Schau­fens­ter leer­ste­hen­der Geschäf­te in der Her­for­der Innen­stadt. Die Idee bestand dar­in, städ­ti­sche All­tags­ge­schich­te kos­ten­güns­tig und mit ein­fa­chen Mit­teln in den öffent­li­chen Raum zu brin­gen. So ent­stan­den u.a. die Aus­stel­lun­gen »Her­for­der Bade­tag« (Schwim­men und Baden in der Stadt), »Durch­bruch im Stu­cken­berg« (Auto­bahn- und Stra­ßen­bau), »Her­ford steigt auf« (aus der Geschich­te des Flie­gens in Herford).

Private Forschungen zur deutschen Besatzung in Griechenland

Bild­schirm­fo­to aus der WDR-Doku­men­ta­ti­on »Kalt­blü­ti­ger Mord« (45 Minu­ten), mit der im Jah­re 2001 in der Sen­de­rei­he »die sto­ry« mei­ne For­schun­gen zum SS-Mas­sa­ker in der grie­chi­schen Gemein­de Dis­to­mo doku­men­tiert wurden.

Nach­dem ich 1984 bei einem Grie­chen­land-Besuch eher zufäl­lig auf das Aus­maß deut­scher Kriegs­ver­bre­chen in dem klei­nen Land wäh­rend der NS-Zeit gesto­ßen war, hat mich die­ses The­ma nicht mehr los­ge­las­sen. Begon­nen zu einer Zeit, als die­se Din­ge in Deutsch­land nach Jahr­zehn­ten des Schwei­gens immer noch geleug­net und ver­drängt wur­den, habe ich mich auf pri­va­ter Basis beson­ders mit dem Mas­sa­ker beschäf­tigt, das am 10. Juni 1944 in der Gemein­de Dis­to­mo (nahe Del­phi) von einer Ein­heit der SS-Poli­zei-Divi­si­on ver­übt wur­de.

Dreh­ar­bei­ten für den Film »Kalt­blü­ti­ger Mord« am Mau­so­le­um der Gemein­de Dis­to­mo im Jahr 2001. Im Bild der Autor und Regis­seur Bern­hard Pflet­schin­ger (li.) und Kame­ra­mann Jür­gen Behrens.

Es gelang mir nicht nur, grie­chi­sche und deut­sche Zeit­zeu­gen zu fin­den und zu inter­view­en. Im Jahr 1961 hat­te die Staats­an­walt­schaft am Land­ge­richt Mün­chen I ein Ermitt­lungs­ver­fah­ren nach den mut­maß­li­chen Mör­dern von Dis­to­mo ein­ge­stellt. Begrün­dung: Es sei nicht mög­lich, Ange­hö­ri­ge der ver­ant­wort­li­chen Ein­heit aus­fin­dig zu machen. Die­se Behaup­tung erwies sich als völ­lig unhalt­bar. Es gelang mir bei mei­nen spä­te­ren Recher­chen, die Namen von 43 Betei­lig­ten zu ermit­teln. Mit ein­zel­nen die­ser Per­so­nen führ­te ich Zeit­zeu­gen­ge­sprä­che und Inter­views. Im Jahr 2003 habe ich die Namen die­ser Per­so­nen an die deut­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den weitergegeben.

Vor­trag über das Mas­sa­ker von Dis­to­mo im Grie­chi­schen Muse­um und Kul­tur­zen­trum von Chi­ca­go im Jahr 2004.

Beson­ders zum The­ma Dis­to­mo habe ich an Fern­seh­pro­duk­tio­nen und Buch­pu­bli­ka­tio­nen mit­ge­wirkt, Zeit­schrif­ten- und Zei­tungs­ver­öf­fent­li­chun­gen geschrie­ben und Vor­trä­ge im In- und Aus­land gehalten. 

… und heute

His­to­ri­sche Spu­ren­su­che hat immer eine wesent­li­che Rol­le für mich gespielt. Eben­so das Suchen nach Mög­lich­kei­ten, sie zu ver­öf­fent­li­chen. Ich freue mich sehr, die­se Din­ge nun frei­schaf­fend als His­to­ri­ker und Autor fortzusetzen.

 

 

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