leider funktioniert meine Homepage zur Zeit nicht richtig! ich bedaure das sehr, hoffe jedoch in wenigen Tagen wieder ganz normal und ohne Fehler für Sie zu erreichen zu sein. Bis dahin hoffe ich sehr auf Ihr Verständnis.
Vierte Seite (28. November bis 4. Dezember 2022)
Montag, 28. November 2022
Heute beginnt meine vierte Steigerwald-Woche, es fühlt sich so an, als könnte es die letzte sein. Als ich hier angekommen bin, habe ich mich sehr schlecht gefühlt. Vor allem war da diese große Angst, der scheinbar endlose körperliche Verfall der letzten Monate könne weitergehen. Am Anfang dieser Woche habe ich wirklich das Gefühl, es hat sich etwas positiv stabilisiert. Ich fühle mich weit davon entfernt, geheilt zu sein. Aber es ist millimeterweise ein wenig Sicherheit gekommen. Was sich monatelang wie Treibsand anfühlte, hat ein wenig Festigkeit bekommen.
Dienstag, 29. November 2022
Zu den Besonderheiten dieser Klinik gehört ein umfangreiches tägliches Vortrags- und Veranstaltungsprogramm mit QuiGong, Meditation, Autrogenem Training, Progressiver Muskelentspannung und mehr. Ein wiederkehrendes Highlight sind wöchentliche Abende mit Chefarzt Dr. Christian Schmincke, regelmäßig angekündigt mit dem schlichten Titel „Vortrag und Fragen“.
Der 76-jährige ist selbst deutlich körperbehindert. Vielleicht ist es auch deshalb so faszinierend, ihn zu erleben, wie er im großen Stuhlkreis allgemeinverständlich schwierige medizinische Fragen vermittelt. Da thront kein Verkünder von Altersweisheiten eines langen Medizinerlebens. Schmincke spricht, ohne Eitelkeit und Selbstinszenierung, mit leisem Tonfall, freundlich, humorvoll und ohne Worthülsen. Dabei wirkt er manchmal fast jugendlich, wenn er, die Beine lässig übereinander geschlagen, in Jeans und Sakko, die komplizierten Sachverhalte in einfache Worte fasst.
Heute unter anderem diesen: Die Schulmedizin hält sich zugute, sie könne Polyneuropathien nur behandeln, wenn es eine bekannte Ursache gebe, zum Beispiel Diabetes. Diese Aussage hatte mich immer irritiert. Weshalb sollte die schulmedizin PNP bei Diabetikern behandeln können, wenn sie bei anderen als unbehandelbar gilt? Bei genauem Hinsehen steckt hinter der Behauptung tatsächlich ein Etikettenschwindel. Schulmedizinisch würde in einem solchen Fall zwar die Diabetes behandelt, das heißt, der Diabetiker „richtig eingestellt“. Seine Polyneuropathie bliebe jedoch ebenso unbehandelt, wie bei Menschen mit PNP “ohne erkennbare Ursache”. Mit allen entsprechenden Konsequenzen.
Mittwoch, 30. November 2022
Seit Anfang dieser Woche gehe ich auf die Piste. Der Oberarzt kam auf die Idee, ich solle versuchen, nicht nur mit meinen Krücken (Unterarmgehstützen) zu gehen, sondern mit Walking-Stöcken, die ich wie Ski-Langlaufstöcke benutze. Der Vorteil ist eine deutlich aufrechtere – normalere – Körperhaltung, der Nachteil ist ein Verlust von Halt und Sicherheit.
Ich trainiere das Gehen mit „den Dingern“ hier auf dem Flur. Nach etwa 20 Metern (eine Bahn) bin ich schlapp, nach 40 Meter bin ich erschöpft. Der Bewegungsablauf, die Koordination, das Konzentrieren strengt mich auf eine Weise an, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Schließlich weiß ich doch genau, wie man geht. Ich habe es schließlich mehr als sechzig Jahre gekonnt. Jetzt kann ich es nur noch theoretisch. Praktisch muss ich es erst wieder lernen.
Dabei wird mir bewusst, wieviel in meinem Körper vor allem im letzten halben Jahr “kaputt gegangen” sein muss. Vor sechs Monaten konnte ich noch längere Strecken Radfahren und – mit Einschränkungen – halbwegs normal Gehen. Ich kriege einen heiligen Zorn bei dem Gedanken an die kompetente Fachkraft des Medizinischen Dienstes, die es sich erlaubte, ohne mich je zu sehen, mir keine Verschlechterung meines Gesundheitszustandes attestieren zu dürfen.
Der Verfall, der in dieser Entwicklung steckte, ist durch die Behandlung in der Klinik am Steigerwald erst einmal gestoppt. Es hat sich etwas getan, und es tut sich auch weiter noch etwas. Das Gefühl habe ich immer mehr. Natürlich mache ich mir die Hoffnung, mir möglichst viel Verlorenes zurückholen zu können. Aber dabei darf ich mir die Latte wohl auch nicht unerreichbar hoch legen. Vielleicht muss ich sogar in manchen Dingen das Scheitern für möglich halten, damit die Enttäuschung nicht zu groß wird.
Wenn Nervengewebe zerstört ist, so sagte es Klinikleiter Dr. Schmincke hier bei einem seiner Vorträge, dann lässt es sich nicht regenerieren. Als mir im August dieses Jahres bei einer Biopsie am Unterschenkel das Probenstück eines Nervs entfernt wurde, sagte mir der Chirurg, dieses sei „stark verändert“. Eine Probe des Muskelgewebes ebenso. Ob da noch Regeneration möglich ist, bleibt abzuwarten. Hoffnung macht mir der Gedanke, dass Nerven mit einer Geschwindigkeit von 1 Millimeter pro Tag wachsen. Vielleicht lassen sich manche Funktionen doch “neu verbinden”. — Sieht so aus, als wäre das Leben wieder spannend geworden. Wir werden sehen, …
Freitag, 2. Dezember 2022
Drei Wünsche frei
Heute ist mein letzter Tag in der Klinik. Morgen reise ich nach drei Wochen und fünf Tagen ab. Zum Abschluss erlaube ich mir drei Wünsche für die Zukunft.
1.
Meine Einschränkungen beim Gehen führten dazu, dass Radfahren für mich immer wichtiger wurde. Im letzten Jahr habe ich deshalb mein Rad zum E‑Bike umgebaut. So wie die Dinge stehen, werde ich es auf absehbare Zeit wegen Schwanken und Schwindel nicht mehr benutzen können. Auf das Radfahren zu verzichten, ist jedoch keine Option. Mit einem guten therapeutischen Dreirad (E‑Bike) den Körper zu trainieren und dabei nach und nach den Horizont zu erweitern, das wäre was. Ein solches Rad gibt es nicht von der Stange. Dabei geht es um ein therapeutisches Hilfsmittel nach SGB V, samt aller bürokratischen Vorschriften und Voraussetzungen. Und schon kommt wieder das Gespenst unschöner Auseinandersetzungen mit Krankenkasse und Medizinischem Dienst aus den Ecken. Aber vielleicht werde ich ja wirklich mal überrascht mit Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Kompetenz und Empathie. Das wäre schön …
2.
Eine Reise zum Public Record Office, dem britischen Nationalarchiv in Kew bei London möchte ich schon sehr lange unternehmen. Dort lagern noch viele unentdeckte Dokumente aus der Zeit der britischen Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg — eine Wunschvorstellung für einen Historiker. Immer kam mir bisher etwas dazwischen. Krankheit, Corona-Beschränkungen, jetzt PNP. Wie die Dinge jetzt stehen, werde ich wohl sehr geduldig sein müssen. Mich in einer Millionenmetropole wie London mit U‑Bahnen und Bussen zu bewegen auf Rolltreppen, Straßen und Plätzen wird mich auf absehbare Zeit hoffnungslos überfordern. Auch ein Besuch im Bundesarchiv im – verglichen mit London – Dorf Berlin müsste sehr gut vorbereitet sein. Ob Berlin nochmal klappt, vielleicht sogar irgendwann London? – Wer weiß es. Ein Wunsch bleibt es in jedem Fall.
3.
Auf einer Nordseeinsel in den Dünen sitzen und bei anrollender Flut beobachten, wie die Wellen umschlagen und auf dem Strand auslaufen. Das könnte ich sicher stundenlang. So lange ich auf Gehhilfen oder Stöcke angewiesen bin – und das wird sicher noch einige Zeit so bleiben – komme ich sicher nirgends richtig an den Strand. Auch nicht, für einen vorsichtigen Strandspaziergang. Bis dahin übe ich täglich in meinem Kopfkino. Dort läuft jeden Tag fünf bis zehn Minuten mein „Traum von der Nordsee“. Wenn’s richtig gut läuft, schaffe ich mir dabei auch die Geräusche von Meer und Wind. Manchmal sogar ein paar Möwenschreie. Und wenn es richtig gut geht, spüre ich den Sand in meinen Händen. – Zur Belohnung hole ich mir dann ein Fischbrötchen vom Wochenmarkt. Am liebsten mit dem Dreirad ;-).
Schön, dass Sie sich auf meiner Seite umsehen. Hier finden Sie unterschiedliche Beispiele meiner historischen Spurensuchen. Fast immer geht es mir um Alltags- und Sozialgeschichte. Ich sehe gerne und intensiv in jene Ecken, von denen gesagt wird, da sei doch „nichts Besonderes“. Gerade wo viele nur das Kleine vermuten, sind manchmal die wirklich wichtigen Dinge zu finden. Mehr über mich und meine Arbeit finden Sie in der Rubrik “Über mich”.
P.S. Die Haltestelle »Begemann« gibt es übrigens tatsächlich. Sie befindet sich in Extertal-Bösingfeld. Eine weitere Haltestelle gleichen Namens findet sich in Pivitsheide. Mit beiden Orten habe ich jedoch, außer den Namen, nichts gemeinsam.
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Ein neuer Schorlau
Vor zwei Jahren hatte ich das besondere Privileg, dass Ergebnisse meiner Forschungen in einem Buch berücksichtigt wurden, dass es bis auf Platz Eins der SPIEGEL-Bestsellerliste schaffte. Im Nachwort seines Krimis »Der große Plan« bedankte sich Autor Wolfgang Schorlau damals auch bei mir für „Freundlichkeit und die langen Telefonate“. Im Interview mit Corina Lass von der »Neuen Westfälischen« erklärte er, seinem Buch über die »Griechenlandrettung« hätten meine Informationen zum Massaker von Distomo „sehr gut getan“. – Im November erschien der neueste Fall von Schorlaus Ermittler Georg Dengler. In »Kreuzberg Blues« geht es um Häuserkampf und den Mord an einem Immobilienunternehmer. Ich empfehle ausdrücklich NICHT den Kauf beim Online-Giganten. Die heimischen Buchhändler unseres Vertrauens brauchen unsere Solidarität.
Kleiner Spaß in Zeiten beschränkter Reisemöglichkeiten
Wahrlich, wir leben in schwierigen Zeiten. Da darf man/frau schon mal davon träumen, aus dem Hamsterrad des Alltags herauszukommen und neue Horizonte zu sehen. Geht es Ihnen auch so? – Dann sollten Sie unbedingt BOB kennenlernen … Sie finden BOB hier