Vierte Seite (28. November bis 4. Dezember 2022)
Montag, 28. November 2022
Heute beginnt meine vierte Steigerwald-Woche, es fühlt sich so an, als könnte es die letzte sein. Als ich hier angekommen bin, habe ich mich sehr schlecht gefühlt. Vor allem war da diese große Angst, der scheinbar endlose körperliche Verfall der letzten Monate könne weitergehen. Am Anfang dieser Woche habe ich wirklich das Gefühl, es hat sich etwas positiv stabilisiert. Ich fühle mich weit davon entfernt, geheilt zu sein. Aber es ist millimeterweise ein wenig Sicherheit gekommen. Was sich monatelang wie Treibsand anfühlte, hat ein wenig Festigkeit bekommen.
Dienstag, 29. November 2022
Zu den Besonderheiten dieser Klinik gehört ein umfangreiches tägliches Vortrags- und Veranstaltungsprogramm mit QuiGong, Meditation, Autrogenem Training, Progressiver Muskelentspannung und mehr. Ein wiederkehrendes Highlight sind wöchentliche Abende mit Chefarzt Dr. Christian Schmincke, regelmäßig angekündigt mit dem schlichten Titel „Vortrag und Fragen“.
Der 76-jährige ist selbst deutlich körperbehindert. Vielleicht ist es auch deshalb so faszinierend, ihn zu erleben, wie er im großen Stuhlkreis allgemeinverständlich schwierige medizinische Fragen vermittelt. Da thront kein Verkünder von Altersweisheiten eines langen Medizinerlebens. Schmincke spricht, ohne Eitelkeit und Selbstinszenierung, mit leisem Tonfall, freundlich, humorvoll und ohne Worthülsen. Dabei wirkt er manchmal fast jugendlich, wenn er, die Beine lässig übereinander geschlagen, in Jeans und Sakko, die komplizierten Sachverhalte in einfache Worte fasst.
Heute unter anderem diesen: Die Schulmedizin hält sich zugute, sie könne Polyneuropathien nur behandeln, wenn es eine bekannte Ursache gebe, zum Beispiel Diabetes. Diese Aussage hatte mich immer irritiert. Weshalb sollte die schulmedizin PNP bei Diabetikern behandeln können, wenn sie bei anderen als unbehandelbar gilt? Bei genauem Hinsehen steckt hinter der Behauptung tatsächlich ein Etikettenschwindel. Schulmedizinisch würde in einem solchen Fall zwar die Diabetes behandelt, das heißt, der Diabetiker „richtig eingestellt“. Seine Polyneuropathie bliebe jedoch ebenso unbehandelt, wie bei Menschen mit PNP “ohne erkennbare Ursache”. Mit allen entsprechenden Konsequenzen.
Mittwoch, 30. November 2022
Seit Anfang dieser Woche gehe ich auf die Piste. Der Oberarzt kam auf die Idee, ich solle versuchen, nicht nur mit meinen Krücken (Unterarmgehstützen) zu gehen, sondern mit Walking-Stöcken, die ich wie Ski-Langlaufstöcke benutze. Der Vorteil ist eine deutlich aufrechtere – normalere – Körperhaltung, der Nachteil ist ein Verlust von Halt und Sicherheit.
Ich trainiere das Gehen mit „den Dingern“ hier auf dem Flur. Nach etwa 20 Metern (eine Bahn) bin ich schlapp, nach 40 Meter bin ich erschöpft. Der Bewegungsablauf, die Koordination, das Konzentrieren strengt mich auf eine Weise an, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Schließlich weiß ich doch genau, wie man geht. Ich habe es schließlich mehr als sechzig Jahre gekonnt. Jetzt kann ich es nur noch theoretisch. Praktisch muss ich es erst wieder lernen.
Dabei wird mir bewusst, wieviel in meinem Körper vor allem im letzten halben Jahr “kaputt gegangen” sein muss. Vor sechs Monaten konnte ich noch längere Strecken Radfahren und – mit Einschränkungen – halbwegs normal Gehen. Ich kriege einen heiligen Zorn bei dem Gedanken an die kompetente Fachkraft des Medizinischen Dienstes, die es sich erlaubte, ohne mich je zu sehen, mir keine Verschlechterung meines Gesundheitszustandes attestieren zu dürfen.
Der Verfall, der in dieser Entwicklung steckte, ist durch die Behandlung in der Klinik am Steigerwald erst einmal gestoppt. Es hat sich etwas getan, und es tut sich auch weiter noch etwas. Das Gefühl habe ich immer mehr. Natürlich mache ich mir die Hoffnung, mir möglichst viel Verlorenes zurückholen zu können. Aber dabei darf ich mir die Latte wohl auch nicht unerreichbar hoch legen. Vielleicht muss ich sogar in manchen Dingen das Scheitern für möglich halten, damit die Enttäuschung nicht zu groß wird.
Wenn Nervengewebe zerstört ist, so sagte es Klinikleiter Dr. Schmincke hier bei einem seiner Vorträge, dann lässt es sich nicht regenerieren. Als mir im August dieses Jahres bei einer Biopsie am Unterschenkel das Probenstück eines Nervs entfernt wurde, sagte mir der Chirurg, dieses sei „stark verändert“. Eine Probe des Muskelgewebes ebenso. Ob da noch Regeneration möglich ist, bleibt abzuwarten. Hoffnung macht mir der Gedanke, dass Nerven mit einer Geschwindigkeit von 1 Millimeter pro Tag wachsen. Vielleicht lassen sich manche Funktionen doch “neu verbinden”. — Sieht so aus, als wäre das Leben wieder spannend geworden. Wir werden sehen, …
Freitag, 2. Dezember 2022
Drei Wünsche frei
Heute ist mein letzter Tag in der Klinik. Morgen reise ich nach drei Wochen und fünf Tagen ab. Zum Abschluss erlaube ich mir drei Wünsche für die Zukunft.
1.
Meine Einschränkungen beim Gehen führten dazu, dass Radfahren für mich immer wichtiger wurde. Im letzten Jahr habe ich deshalb mein Rad zum E‑Bike umgebaut. So wie die Dinge stehen, werde ich es auf absehbare Zeit wegen Schwanken und Schwindel nicht mehr benutzen können. Auf das Radfahren zu verzichten, ist jedoch keine Option. Mit einem guten therapeutischen Dreirad (E‑Bike) den Körper zu trainieren und dabei nach und nach den Horizont zu erweitern, das wäre was. Ein solches Rad gibt es nicht von der Stange. Dabei geht es um ein therapeutisches Hilfsmittel nach SGB V, samt aller bürokratischen Vorschriften und Voraussetzungen. Und schon kommt wieder das Gespenst unschöner Auseinandersetzungen mit Krankenkasse und Medizinischem Dienst aus den Ecken. Aber vielleicht werde ich ja wirklich mal überrascht mit Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Kompetenz und Empathie. Das wäre schön …
2.
Eine Reise zum Public Record Office, dem britischen Nationalarchiv in Kew bei London möchte ich schon sehr lange unternehmen. Dort lagern noch viele unentdeckte Dokumente aus der Zeit der britischen Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg — eine Wunschvorstellung für einen Historiker. Immer kam mir bisher etwas dazwischen. Krankheit, Corona-Beschränkungen, jetzt PNP. Wie die Dinge jetzt stehen, werde ich wohl sehr geduldig sein müssen. Mich in einer Millionenmetropole wie London mit U‑Bahnen und Bussen zu bewegen auf Rolltreppen, Straßen und Plätzen wird mich auf absehbare Zeit hoffnungslos überfordern. Auch ein Besuch im Bundesarchiv im – verglichen mit London – Dorf Berlin müsste sehr gut vorbereitet sein. Ob Berlin nochmal klappt, vielleicht sogar irgendwann London? – Wer weiß es. Ein Wunsch bleibt es in jedem Fall.
3.
Auf einer Nordseeinsel in den Dünen sitzen und bei anrollender Flut beobachten, wie die Wellen umschlagen und auf dem Strand auslaufen. Das könnte ich sicher stundenlang. So lange ich auf Gehhilfen oder Stöcke angewiesen bin – und das wird sicher noch einige Zeit so bleiben – komme ich sicher nirgends richtig an den Strand. Auch nicht, für einen vorsichtigen Strandspaziergang. Bis dahin übe ich täglich in meinem Kopfkino. Dort läuft jeden Tag fünf bis zehn Minuten mein „Traum von der Nordsee“. Wenn’s richtig gut läuft, schaffe ich mir dabei auch die Geräusche von Meer und Wind. Manchmal sogar ein paar Möwenschreie. Und wenn es richtig gut geht, spüre ich den Sand in meinen Händen. – Zur Belohnung hole ich mir dann ein Fischbrötchen vom Wochenmarkt. Am liebsten mit dem Dreirad ;-).
Am 15. November 2020 starb Erhard Krull. Viele Menschen kannten ihn, besonders in Herford. Hier, aber auch darüber hinaus, hat er viele Spuren hinterlassen. Die Erinnerung an ihn ist verknüpft mit einer Vielzahl sozialer Projekte und der Sammlung von Spenden, die er angestoßen und verwirklicht hat. Hinzu kam die Verschönerung zahlreicher Stromkästen im Stadtbild und anderes mehr.
Erhard war mein Freund. Viele Dinge haben uns verbunden. Auch an meiner historischen Arbeit hat er intensiv Anteil genommen. Seine Spuren finden sich deshalb ebenso auf dieser Internetseite. Seine Hinweise führten dazu, dass ich begann, genauer nach der außergewöhnlichen Geschichte seines Großonkels Fritz Bockhorstzu graben, der die Gestapohaft in Bielefeld nicht überlebte. Hinzu kamen verschiedene Beiträge und Gedanken von ihm zu meinen Artikeln. Seinen letzten Kommentar auf dieser Seite schrieb er rund sechs Wochen vor seinem Tod. Er endete mit den Worten: „Dieter, mach weiter so! Das ist eine wunderbare Homepage.“
Trauerfeier am 4. Dezember 2020
Erhard kannte den Ernst seiner Erkrankung. Ein gutes Jahr vor seinem Tod bat er mich, bei seiner Beisetzung die Traueransprache zu halten. Damals wirkte der Gedanke, Erhard könnte bald sterben, noch völlig unwirklich. Zu dieser Zeit reiste er noch viel und war nahezu rastlos unterwegs. Die mögliche Erfüllung seiner Bitte schien Lichtjahre entfernt.
Das Leben hatte andere Pläne. Ich musste mein Versprechen am 4. Dezember 2020, auf dem Andachtsplatz im Friedwald Kalletal erfüllen. Für das Gedenken hatte ich das Lied „So viele Sommer“ von Reinhard Mey ausgesucht. (Leider fand ich für die Veröffentlichung an dieser Stelle nur die Internetfassung einer Fernsehaufzeichung mit Applaus. Ich hoffe, die Stimmung des Liedes, das bei der Trauerfeier natürlich in der Originalfassung abgespielt wurde, kommt trotzdem »‘rüber« )
Die Ansprache für Erhard
(Wortlaut ohne persönliche Anmerkungen an die Familie)
(…)
Liebe Freundinnen und Freunde von Erhard,
das Lied von Reinhard Mey will bewusst an Erhards Liebe zu den Sängern und Liedermachern anknüpfen. Zu solchen wie Hannes Wader, von dem er noch vor zwei Monaten, in seinem letzten Leserbrief an die beiden Herforder Tageszeitungen schrieb, dass er seine Lieder so sehr liebe. Zu solchen wie Bob Dylan, von dem er vor eineinhalb Jahren wochenlang sehr stolz war, noch eine Karte für dessen Konzert in Bielefeld bekommen zu haben.
Oder eben auch zu jenem Reinhard Mey, dessen Frage, wie viele Sommer noch bleiben, fast unweigerlich zu der Frage führt, wie oft Erhard wohl denen, die ihm nahe waren, vor etwa vier, fünf Monaten noch in Gedanken zugetrunken haben mag. In jener Zeit also, in der für ihn immer deutlicher wurde, dass dieser Sommer wohl sein allerletzter sein würde.
In einer Zeit, in der er zum Beispiel mit ungeheurer Willenskraft sogar noch zweimal nach Österreich aufgebrochen ist – in der aber bereits die Leichtigkeit und die Körperkraft fehlten, um in den besuchten Orten noch einmal, wie früher, herumzuwandern oder auch nur ein wenig zu schlendern.
Jede Generation hat ihre eigenen Lieder und für diejenigen, die, wie Erhard in den 1960er/70er Jahren jeden noch so kleinen Traum von Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und Demokratie begierig eingesogen haben, weil sie beim Einschalten von Fernsehern und Radios verzweifelten an den täglichen Bildern und Berichten über Vietnam-Krieg, Rassenhass, Morde an politischen Hoffnungsträgern, Kalten Krieg, Rüstungswettlauf, ungesühnte Kriegs- und Nazi-Verbrechen – für diese Generation hatten und haben die Singer/Songwriter eine Bedeutung, die weit über die Musik hinausgeht.
Ein Beispiel für das, was den jungen Erhard Krull in diesen Jahren ausmachte und was ihn bewegte, zeigt eine Episode aus dem Sommer 1976: Seinerzeit machte der ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt eine mehrtägige Wanderung durch den Teutoburger Wald. Was heute allenfalls als eine politische Werbetour beachtet würde, hatte damals noch eine andere Bedeutung.
Obwohl er bereits wegen der Guillaume-Affäre zurückgetreten war, galt Brandt vielen, vor allem jungen Menschen, noch immer als entscheidende Symbolfigur für Frieden, für „mehr Demokratie“ und gesellschaftliche Veränderung. Es klingt deshalb nur konsequent, wenn Erhard sich als damaliger Gymnasiast in Oerlinghausen aus der Schule schlich, um heimlich an einer Veranstaltung mit Brandt teilzunehmen, als dieser durch die Stadt wanderte.
Dies ist aber nur der unbedeutende Teil dieser Geschichte. Wirklich besonders wird sie, wenn man weiß, dass die Oerlinghauser Junge Union eine Demonstration gegen Brandt organisiert hatte. Sie reihte sich damit ein in das Stimmungsbild der damaligen Bundesrepublik, in dem alte und neue Nazis, CDU-Mitglieder und andere Brandt über Jahrzehnte als „Vaterlandsverräter“ verleumdeten, weil dieser als politisch Verfolgter während der NS-Zeit nach Norwegen geflüchtet war, weil er dort im Widerstand gegen Nazi-Deutschland arbeitete und weil er nach 1945 seinen Tarnnamen Willy Brandt beibehalten hatte.
Der damals 19-jährige Schüler Erhard Krull stellte sich also demonstrativ gegen solche schmutzigen Machenschaften. Ihm war es wichtig, auf der richtigen Seite dabei zu sein. Das erforderte Mut, denn dafür erhielt er wenige Wochen vor seiner Abiturprüfung einen schriftlichen Tadel von seiner Schulleitung. Ein Tadel, der eigentlich eine Ehrenerklärung war, für die ihn zuhause aber sehr viel Unangenehmeres erwartete, als nur Ärger in Worten.
Wer Erhard kannte, wird von solcher Konsequenz nicht wirklich überrascht sein. Auch nicht davon, dass er selbst so gut wie nie über diese Geschichte gesprochen hat.
Erhard wurde 1956 in Hörste geboren. Er ist in Währentrup aufgewachsen. Das klingt nicht nur nach lippischer Provinz. Im Schatten des Teutoburger Waldes ist Lippe ländlich. Dies ist keine Gegend für intellektuelle Höhenflüge. Hier wurden auch nie viele Worte gemacht und es konnte schon mal etwas grober zugehen, manchmal auch brutal. In der Schule und auch in manchem Elternhaus.
Bis in die 1970er Jahre gab es hier an etlichen Bauernhöfen noch großformatige Emailleschilder, die mit der Aufschrift „Dreigeteilt niemals“ auch ein Vierteljahrhundert nach dem verlorenen Weltkrieg noch immer den Anspruch auf das Deutschland in den Grenzen von 1937 erhoben.
Solche Dinge mussten einen wie Erhard herausfordern. Er war von Jugend an ein zutiefst politischer Mensch. Für ihn und seinen Bruder Jürgen war es ein Glück, dass es neben solchem konservativen, manchmal auch reaktionären Umfeld, auch einen sehr verständnis- und liebevollen Großvater gab. Einen Mann, der vor 1933 als Sozialdemokrat in Lippe noch gegen den Aufstieg der Nazis gekämpft hatte. Und außerdem gab es in der Familie noch die Geschichte des Großonkels Fritz Bockhorst, der als Nazi-Gegner unter ungeklärten Umständen in der Gestapohaft ums Leben kam.
Bei all dem verachtete Erhard nichts mehr als politische Kumpanei, Kungelei und Machtspiele. Politik war für ihn Mittel zum Zweck und der Zweck war, dass es allen Menschen gut gehen möge. Einfach zusehen, wenn Menschen litten, wenn Unrecht geschah, das hielt er nicht aus.
Wenn man sich mit Erhard unterhielt und dabei auf irgendeine Not oder ein Unrecht zu sprechen kam, dann gingen sofort immer alle Lampen an. Solche Gespräche waren nicht denkbar, ohne dass ihm sofort eine Möglichkeit einfiel, irgendwo noch einige hundert Euro zu organisieren, um spontan zu helfen.
Irgendwen kannte er immer, den er noch wegen Hilfe und Unterstützung ansprechen konnte. Und selbst dabei schaffte er es immer noch, zusätzlich um ein paar Ecken mehr zu denken, um auch noch Bürgerkriegsflüchtlinge oder jugendliche Strafgefangene in seine Hilfsprojekte einzubinden.
Wenn er von irgendwoher um Hilfe gebeten wurde und es an Geld fehlte, dann hielt er eben irgendwo einen oder mehrere Vorträge über seine Reisen oder seine Projekte. Bei solchen Gelegenheiten stellte er dann ein Sparschwein auf, um für eine spezielle medizinische Behandlung in Tansania, für ein Waisenhaus in der Nähe von Kaliningrad, oder auch „nur“ für seinen Verein Rad & Tat e.V. zu sammeln.
Ein Mensch, der in so vielen Töpfen rührt, über den wird geredet. Und seien wir ehrlich: Leider nicht immer nur gut. Erhard war sich dessen bewusst. Er hat es hingenommen, wenn einzelne Kollegen oder andere ihn und seine Aktivitäten als etwas schräg, vielleicht sogar als etwas spinnert belächelten.
Wirklich getroffen hat es ihn, wenn es einzelne Missgünstige gab, die ihm unterstellten, er wolle sich nur wichtig machen und seinen Namen in der Presse sehen. Solche Gemeinheiten konnten ihm sehr lange nachgehen, denn Erhard mag vieles gewesen sein: Eitel war er eher zu wenig und ein Selbstdarsteller war er ganz sicher nie!
Für Erhard gehörte immer alles zusammen. Er liebte Menschen, besonders jene, die der Hilfe bedurften. Er konnte gar nicht anders. Erhard brachte Menschen zusammen, um zu helfen und um mit ihnen zusammen zu sein. Wo er war, da menschelte es. Immer. Da war es immer auch ein wenig bunt und warm. Er brauchte keine pathetischen Reden.
Aber es würde ihm nicht gerecht, ihn nur als den unermüdlichen Kämpfer mit dem großen Herzen zu sehen. Wenn er etwas anzettelte, dann tat er das immer auch, weil er eine tiefe Sehnsucht danach hatte, Teil eines Ganzen zu sein.
Er war „einzeln und frei“, wie es der von ihm verehrte Hannes Wader in einem Lied sang. Aber er wollte immer auch dazu gehören – und geliebt werden. Bei ihm gab es immer „diesen Hunger, diese Gier, nach Schönheit, Liebe, nach dem Leben“, wie es in einem anderen Wader-Lied heißt.
Wir wissen nicht, was ihm durch den Kopf gegangen sein mag, wenn er bei seinen Spendensammeltouren wochenlang allein auf seinem Fahrrad tausende Kilometer durch Europa fuhr. Solche Extremsport-Projekte haben ja immer ihre eigenen Hintergründe. Aber wir können wohl sicher sein, Erhard empfand sich durch seine jeweiligen sozialen Projekte immer mit sehr vielen Menschen sehr konkret verbunden.
Selbst so allein im Irgendwo an einem Straßenrand vor Istambul, St. Peterburg oder Gibraltar brauchte er für sich wohl immer auch das Gefühl, zu etwas Größerem zu gehören. Dafür leistete er seinen ganz persönlichen Beitrag. Nie wäre es ihm dabei in den Sinn gekommen, die teilweise erheblichen Aufwendungen für seine Ausrüstung, Verpflegung, Übernachtungen usw. auch nur irgendwie mit den gesammelten Spenden zu „verrechnen“.Und weil das so war, steckte in jeder seiner Aktionen zusätzlich zu allem persönlichen Herzblut, seinem jeweiligen Jahresurlaub und aller Arbeit immer auch noch ein erheblicher materieller Anteil, der eigentlich nie wirklich gesehen und auch nie gewürdigt wurde.
Spätestens an dieser Stelle stellt sich die Frage, wie wird eigentlich so einer, der in kein Schema passt, der eigen ist und alles andere, als stromlinienförmig – wie wird so einer über vier Jahrzehnte zu einem Beamten des Finanzamtes für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung? Einen wie Erhard stellt man sich vor mit wehenden Haaren, in lässiger Cordhose und mit kariertem Hemd als Lehrer, sagen wir, für Deutsch und Geschichte. Einer, den seine Schüler lieben, weil er ihnen den Kaspar Hauser erklärt und die Leiden des jungen Werther lebendig macht.
Und genau das hätte Erhard wohl eigentlich werden wollen. Dass er es nicht wurde, ist wohl nur aus seiner ganz persönlichen Geschichte zu erklären. Nach dem Abitur hatte er sich an der Uni Münster für ein Lehramtsstudium beworben. Allerdings war es wegen des damaligen Numerus Clausus unsicher, ob er angenommen worden wäre.Also bewarb er sich zusätzlich bei der Finanzverwaltung. Dieser Weg hatte für ihn zwei Vorteile. In den 1970er Jahren war – nicht nur in Lippe – noch die aus der Nazi-Zeit übernommene Erziehungs-Rhetorik verbreitet, Kinder sollten ihren Eltern nicht „auf der Tasche“ liegen. Von ihnen wurde erwartet, möglichst bald „eigenes Geld zu verdienen“.
Umgekehrt bot die Anstellung als Inspektorenanwärter beim Finanzamt für Erhard die Möglichkeit, sich von zuhause unabhängig zu machen. Es ging ihm also nie darum, einzutauchen, in die Welt der Ärmelschoner- und Schlipsträger. Er suchte eine Möglichkeit, „auf eigenen Beinen zu stehen.“ Bei dieser Entscheidung blieb er auch, als er kurze Zeit später doch noch die Zulassung für Münster bekam.
Es braucht nicht viel Phantasie, sich vorzustellen, dass einer wie Erhard auch kritische Blicke auf sich zog – sowohl in seiner Behörde als auch im gediegenen Ambiente wirtschaftlicher Unternehmen. Umgekehrt ist es durchaus nachvollziehbar, dass der Steuerfahnder Krull nicht wirklich zu beeindrucken war, wenn beispielsweise ein ostwestfälischer Fleischbaron seine Haushälterin mit dem Fahrrad zur Grundstückseinfahrt schickte, um den dort wartenden Finanzbeamten abzuholen, damit dieser vorab eine Vorstellung der Größe von Besitz, Macht und Einfluss bekam, die bei der bevorstehenden Steuerprüfung berücksichtigt werden sollten.
Wenn Erhard privat andeutungsweise solche Dinge mal durchblicken ließ, war immer zu erkennen, dass er für soziale und Steuergerechtigkeit immer einen klaren Kompass hatte. Manchmal einen klareren als sein Dienstherr, der Steuergesetzgeber.
Dabei zeigte er bis zuletzt immer auch ein großes Verantwortungsbewusstsein. Noch im September dieses Jahres wollte er, während seiner Krebstherapie und nach einer großen Hüft-OP und Reha, noch einmal für vier Stunden täglich zurück an seinen Arbeitsplatz, um den Kollegen keinen unbearbeiteten Fall zu hinterlassen.
Vor allem in den letzten beiden Jahren, als er wusste, es wird ernst, wirkte es, als wollte er dem Krebs davonlaufen. Und zwischendurch sah es für kurze Zeit auch tatsächlich immer wieder mal so aus, als könnte er diesem miesen Verräter tatsächlich ein Schnippchen schlagen.
Wie ein Schwamm muss er in diesen zwei Jahren versucht haben, schöne Bilder, besondere Orte, außergewöhnliche Erlebnisse und die Treffen mit Menschen aufzusaugen. Jeweils zwischen seinen teilweise sehr belastenden Krebsbehandlungen reihten sich da Reisen nach Tansania, Marokko, Tschernobyl, Italien, Mallorca, Irland, die deutsche Ostseeküste, dazu zweimal Österreich, mehrfach Polen und der Besuch verschiedener europäischer Weihnachtsmärkte aneinander. Auch jetzt, während wir uns hier von ihm verabschieden, wollte er eigentlich den Weihnachtsmarkt in Stettin besuchen.
Nicht zu vergessen, in all dieser Zeit war er immer wieder und auch sehr intensiv für uns da, für seine Familie und seine Freundinnen und Freunde.
(…)
Wohl Anfang Oktober schrieb er auf seiner Internetseitemit dem schönen Namen Regenbogenjimmy seinen letzten Eintrag. Er lautet:„Aus gesundheitlichen Gründen wird es wohl keine Reise mehr geben. An Texel über den Jahreswechsel kann ich nicht mehr glauben. Viele Urlaubswünsche bleiben unerfüllt. Ich hatte allerdings ein erfülltes Leben.“
Ja, Du Guter, das hattest Du wohl. Du hast etwas daraus gemacht.
Jetzt ist – um in Deinem Bild zu bleiben – der Jimmy über den Regenbogen gegangen. Wie wir Dich kennen, bist Du aber vermutlich wohl darüber geradelt. Ganz sicher hast Du viele Dinge bewegt. Viel mehr, als manche Menschen überhaupt für möglich halten. Vor allem hast Du dabei Herzen erreicht und Spuren hinterlassen. Auch, aber nicht nur im Herforder Stadtbild.
Für sehr viele Menschen gibt es unglaublich viele Orte, an denen sie immer wieder an Dich erinnert werden. Weil sie dort mit Dir gesessen, geredet und geträumt haben – manchmal sogar die Welt ein klein wenig angenehmer und wärmer machen durften.
Danke, Erhard, mögest Du lächeln und Deine Ruhe finden. Du hast es verdient.
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Online-Veranstaltung der Volkshochschule Herford: Herford rundum — Eine bildliche Führung durch die Stadt vor hundert Jahren Dienstag, 20. April 2021, Beginn: 19 Uhr, Referent: Dieter Begemann
Stellen Sie sich vor, Sie stehen auf einem erhöhten Aussichtspunkt über Herford und sehen rundum auf die Stadt, wie sie vor hundert Jahren war. — Das geht nicht, sagen Sie? Doch, das ist möglich — mit einer kleinen technischen Hilfe und sogar von zuhause aus. Dann aber auch mit langsamen Schwenks über (fast) das gesamte Stadtbild und mit der Möglichkeit, Details heran zu »zoomen«. Mit dem Blick auf alte Stadtteile, auf Fabrikschornsteine, in Hinterhöfe, Gärten und vieles mehr …
Sie benötigen einen PC/Laptop oder ein mobiles Endgerät mit einem Internetanschluss. Anmeldung möglichst bis zum 19.04.2021.
Die Geschichte hinter der Geschichte: Anfang der 1920er Jahre probierte der Herforder Karl Arnold etwas, das nicht nur für einen 17-jährigen Lehrling des Photographenhandwerks, wie er es damals war, eine besondere Herausforderung darstellte. Mit einer sogenannten Reisekamera, einem Holzgestell von der Größe eines Reisekoffers, bestieg er an einem Sommertag den Turm der Stiftberger Kirche. Mit großem Aufwand machte er von dort insgesamt acht Glasplattenaufnahmen seiner Heimatstadt, die er später zu einem langen Panoramabild zusammenfügte.
Aus unerklärlichen Gründen geriet Arnolds außergewöhnliche Arbeit in den folgenden Jahrzehnten in Vergessenheit. Das Panorama wurde zerstört, ein wichtiger Teil verschwand sogar scheinbar spurlos. Erst Anfang der 2000er Jahre erkannte der damalige Stadtarchivar Dieter Begemann die Bedeutung der erhaltenen Fragmente. Es gelang ihm auch, den verschwundenen Hauptteil ausfindig zu machen, um dann das gesamte Panorama am Computer zu rekonstruieren. So entstand ein riesiges Foto, das mit der Bildhöhe eines DIN-A4-Blattes eine Gesamtbreite von mehr als vier Metern erreichte.
Die besondere Bildqualität erlaubt einen absolut außergewöhnlichen Blick in eine vergangene Welt. Wie bei einer Kamerafahrt ist zu erkennen, was Arnold vor hundert Jahren bei seinem Rundum-Blick vom Stiftberg sah. Eine Stadt im Aufbruch, mit Fabrikschornsteinen, neu entstehenden Stadtteilen, Blicken in Hinterhöfe, Gärten und vieles mehr — immer wieder auch mit der Möglichkeit, Details heran zu “zoomen”.
Gerade diese besondere Art der Quelle scheint für eine Online-Veranstaltung über Herford in den 1920er Jahren besonders geeignet, um inhaltlichen Vortrag und Bilder wie in einem Film miteinander zu verbinden.
Die »Spurensuche« auf www.dieter-begemann.de war bisher eine rein optische Angelegenheit mit Texten und Bildern. Eigentlich sollte das auch noch eine ganze Weile so bleiben. Ich fand den Gedanken zwar reizvoll, meine Geschichten irgendwann nicht mehr nur in lesbarer Form zu veröffentlichen, sondern sie auch hörbar zu machen. Aber das hatte für mich keine Eile.
Dann kam – wie so oft – das »richtige Leben« dazwischen. Daraus entstand die Idee zum ersten Podcast. Wie das genau geschah, verrät dieses
MAKING OF … Podcast 1
Die »Spurensuche für Ohrenzeugen« schafft neue Möglichkeiten. Diese dürfen sicher nicht überbewertet werden, aber sie können helfen, Geschichte neu und anders zu präsentieren. Sie sind kein Selbstzweck, aber sie können ein gutes Medium sein, um mehr Menschen zu erreichen und die Möglichkeiten für die historische Spurensuche, zu erweitern.
»Spurensuche für Ohrenzeugen« heißt für mich erst einmal:
Die Podcasts sind kostenlos.
Die einzelnen Folgen erscheinen in unregelmäßigen Abständen.
Sie können auf dieser Seite abonniert und auch heruntergeladen werden. Zusätzlich werden sie auch bei i‑tunes, Spotify und youtube eingestellt.
Die Podcasts sind lizensiert nach den Creative-Commons-Regeln und entsprechend urheberrechtlich geschützt.
Alles Andere wird sich entwickeln. Ich lade sehr herzlich dazu ein, möglichst viele Menschen auf die »Spurensuche für Ohrenzeugen« aufmerksam zu machen. Und natürlich freue ich mich sehr über Meinungen, Anregungen und Kritik.
Der nachfolgende Beitrag ist keine Studioaufnahme. Es handelt sich um den Originalmitschnitt einer Gedenkansprache, die ich am 15. September 2020 an den Gräbern von Henny und Heiko Ploeger auf dem Friedhof »Ewiger Frieden« in Herford gehalten habe. Kleinere technische Mängel sind der besonderen Situation einer Aufnahme mit bescheidenen Mitteln auf dem Friedhof geschuldet.
Der Grabstein für den Herforder Schlosser Heiko Ploeger vermittelt — ein wenig zu groß und etwas auffällig geformt — den Eindruck, es handele sich um das Einzelgrab eines Opfers des Nazi-Regimes. Tatsächlich sind hier jedoch zwei Menschen beigesetzt.
Geschichtliche Erinnerung und das Gedenken an vergangene Ereignisse funktioniert nach Gesetzen, die manchmal seltsam erscheinen. Für die meisten Menschen, die regelmäßig an einem 15. September, dem Todestag von Heiko Ploeger, sein Grab besuchen, ist das Gedenken sicherlich immer verbunden mit warmen Spätsommertagen. Je später die Nachmittage dann werden, desto rötlicher und wärmer wird auch das Sonnenlicht, das auf einen etwas zu groß dimensionierten und auch etwas ungewöhnlich geformten Grabstein trifft. Diese Szenerie schafft immer auch eine besondere Stimmung.Die Inschrift des Steins lautet: Er starb für Wahrheit, Freiheit, Recht. Hier soll an jemanden erinnert werden, der für etwas Gutes gestorben ist, so als hätte er das gewollt. An ein Opfer.
Das Gefühl des Spätsommers, auch die mit dem Pathos ihrer Zeit beladenen Worte, prägen ein Bild für die Überlebenden und für die Nachgeborenen. Was wir mit einer Geschichte verbinden und die realen Ereignisse passen manchmal überhaupt nicht zusammen.
Um zu verstehen, was da geschieht und was dahinter steht, scheint es sinnvoll, noch einmal zurück zu gehen an den Anfang.
Während der Gedenkansprache am 15. September 2020. Foto: Niklas Gohrbandt
Heiko Ploeger wurde am 12. Januar 1946 hier beigesetzt. Heute unvorstellbar, hatten damals Kommunisten und Sozialdemokraten gemeinsam zur Teilnahme an dieser Beisetzung aufgerufen. Auf einem Flugblatt von KPD und SPD in Herford hieß es: „Wir sind es dem Ermordeten schuldig, durch eine Massenbeteiligung aller schaffenden, antifaschistischen Herforder aus Stadt und Land ihm die Ehre zuteil werden zu lassen, die diesem tapferen Kämpfer gebührt.“
Man spürt es, hier ist acht Monate nach dem Kriegsende deutlich der Wunsch da, die Spaltung der Arbeiterbewegung zu überwinden, die vor 1933 den Aufstieg der Nazis begünstigt hatte. Fast könnte man sagen, für Herford war diese Beisetzung ein gesellschaftliches Ereignis. Das städtische Orchester spielte, es sang der Volkschor. Mehrere hundert Menschen waren an diesem Samstagnachmittag gekommen, die große Mehrzahl zu Fuß. Es galt noch die Sechs-Tage-Woche, das heißt, die meisten hatten noch bis zum Mittag arbeiten müssen. Jetzt standen sie frierend auf der großen Freifläche am Eingang des Friedhofes, wo die Gedenkfeier stattfand. Nach mehreren Frosttagen zuvor, regnete es bereits die ganze Woche.
Als Waltraud Schlüter, die Nichte von Heikos Ehefrau Henny Ploeger mit ihrer Mutter dort eintraf, waren sie für einen Moment fassungslos. Dort standen tatsächlich zwei Särge aufgebahrt. Beiden sah man an, dass sie bereits in der Erde gewesen waren. Eines war der Sarg Heiko Ploegers, in dem er nach seiner Hinrichtung im September 1944 auf dem Dortmunder Hauptfriedhof beerdigt worden war. Er war am Tag zuvor mit den Särgen von 11 weiteren dort hingerichteten Bielefelder Arbeitern aus Dortmund nach Ostwestfalen geschafft worden. Die ermordeten Bielefelder wurden in einem Ehrenfeld auf dem Sennefriedhof beigesetzt.
Auf dem »Ehrenfeld« des Bielefelder Sennefriedhofs wurden, ebenfalls am 12. Januar 1946, 11 Arbeiter beigesetzt, die, wie Heiko Ploeger, im September 1944 in Dortmund hingerichtet worden waren. Nach ihrer Ermodung waren sie zunächst auf dem Dortmunder Hauptfriedhof beerdigt worden, nach Zeitzeugenaussagen, „an der Friedhofshecke verscharrt.“ Im Januar 1946 wurden die Toten für eine würdige Bestattung nach Bielefeld und Herford überführt.
Dafür, dass Heiko Ploeger zurück nach Herford kam, hatte entscheidend Wilhelm Osterhagen gesorgt, ein direkter Nachbar der Ploegers in der Herforder Johannisstraße. Er hatte einen LKW mit Holzvergaser besorgt, um den Leichnam seines Nachbarn aus Bielefeld zu holen. Am Morgen der Beisetzung war er mit demselben LKW nach Osnabrück gefahren, um Heiko Ploegers dort lebende Eltern zu holen, damit sie an der Beisetzung teilnehmen konnten.
Osterhagen kannte das Schicksal der Ploegers nur zu gut. Er war KPD-Mitglied. In den Anfangsjahren der Naziherrschaft hatte er mit seinem Sohn Willy heimlich Flugblätter gegen das Regime verteilt. Es spricht vieles dafür, dass auch Henny und Heiko Ploeger an diesen Aktionen beteiligt waren. Der junge Willy Osterhagen wurde später 999er, das heißt er kam als politisch »Unzuverlässiger« in ein politisches Strafbataillon. Er überlebte es nicht. Seine Mutter ging an dem Kummer über den Tod ihres Sohnes zugrunde. Sie starb innerhalb weniger Monate danach.
Henny und Heiko Ploeger im Gartenhaus seiner Eltern in Osnabrück. Die Aufnahme stammt vermutlich aus dem Jahr 1943.
Der zweite Sarg, der am 12. Januar 1946 neben Heiko Ploeger aufgebahrt war, gehörte seiner Ehefrau Henny. Auch sie war ein halbes Jahr nach der Ermordung ihres Mannes gestorben und in einem Einzelgrab auf dem Ewigen Frieden beigesetzt worden. Nun war es offensichtlich ihr Nachbar Wilhelm Osterhagen, der dafür sorgte, dass die beiden nebeneinander beerdigt werden konnten.
Etwas ketzerisch gesagt, geriet Henny Ploeger nun in die Rolle, die Frauen ihrer Generation allgemein zugedacht wurde. Nach außen stand ihr Mann im Vordergrund. Sie war die Frau »an seiner Seite«, immer da, immer unauffällig, immer still. Auch für Heiko Ploeger war es – nach allem, was wir über ihn wissen – durchaus normal, wenn sie einen Pullover für ihn strickte oder ihm seine Kanne Friesentee kochte. Aber die Fürsorglichkeit der beiden war wohl gegenseitig. Offenbar liebten sie sich als Paar wirklich und begegneten einander auf Augenhöhe. Nichts spricht dafür, dass er sie hinter sich verdeckt wissen wollte, oder gar vergessen.
Wer also war diese Frau, die hier seit 74 Jahren weitgehend unbeachtet begraben liegt?
Die Antwort beginnt wieder mit ihrem Mann. Am 18. Januar 1944 wurde er verhaftet. Ein größeres Rollkommando unter den Bielefelder Gestapo-Beamten Karl Kaufmann und Otto Rethmeier war an seinem Arbeitsplatz in der sogenannten Kanonenfabrik der Firma Dürkopp in Künsebeck bei Halle aufgetaucht. Die Verhaftungsaktion richtete sich gegen Ploeger und mindestens sechs weitere Kollegen.
Aber hier wurden keine politischen Heißsporne in Handschellen gelegt. Abtransportiert wurden 45- bis 55-jährige Ehemänner und Familienväter. Facharbeiter, die eigentlich unersetzlich waren. Für sie gab es einen dramatischen Mangel. Die Verhaftung einer solchen Gruppe aus der laufenden Produktion war eine Machtdemonstration.
Ohne die Zustimmung und Mitwirkung der Unternehmensleitung war sie undenkbar. Zu erklären nur, weil es Männer waren, die in den Rauchpausen regelmäßig die Köpfe zusammensteckten. Rüstungsarbeiter, die sich gegenseitig über die Kriegslage informierten und die es immer häufiger wagten, das Ende der NS-Herrschaft nicht nur für möglich, sondern für wahrscheinlich zu halten – ja, sogar über ein besseres Deutschland danach nachzudenken.
Wir dürfen davon ausgehen, dass sich die Nachricht über die Verhaftungen wie ein Lauffeuer im Unternehmen verbreitete. Die Gefangenen wurden nach Bielefeld gebracht ins Polizeigefängnis in der Turnerstraße. Die damaligen technischen Kommunikationsmöglichkeiten ließen es als weitgehend ausgeschlossen erscheinen, dass Familienangehörige und andere von der Aktion erfuhren. Die Gestapo-Beamten hatten Zeit, nun die Durchsuchung der Wohnungen der Verhafteten und die Vernehmungen ihrer Angehörigen vorzubereiten.
Der 18. Januar 1944 war ein Dienstag. Als Henny Ploeger an diesem Abend wieder in ihrer Wohnung in der Herforder Johannisstraße eintraf, kam sie von einem 10-Stunden-Arbeitstag. Sie arbeitete im Herforder Bekleidungsunternehmen Tofohte. Bekleidung, das hieß in den Jahren des totalen Krieges, Uniformen und Militärmäntel. Mindestens sechzig Stunden an sechs Tagen in der Woche.
Draußen war es längst dunkel und ungemütlich, nasskalt, um null Grad. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie sie sich darauf freute, den Kohleherd in ihrer ausgekühlten Wohnküche wieder anzuheizen. Auch sich selbst mit einem Getränk aufzuwärmen. Bis sie den Tee für Ihren Heiko aufsetzen konnte, würde es wohl noch etwas dauern. Er kam mit der Bahn aus Künsebeck und musste in Brackwede umsteigen.
An Sonntagen leistete sich Henny Ploeger den bescheidenen Luxus von echtem Bohnenkaffee. Ein viertel Pfund davon durfte Nichte Waltraud etwa alle zwei Wochen für ihre Tante einkaufen. Sie machte das nur zu gerne, denn meistens konnte sie dann sonntags auch die Handkurbel der Kaffeemühle drehen.
Eine der wenigen Aufnahmen Henny Ploegers, vermutlich aufgenommen von Heiko Ploeger im damaligen Obstmustergarten in Herford.
Wie in den Haushalten der kleinen Leute üblich, wurde auch bei den Ploegers der Prütt, also der Kaffeesatz, nicht weggeworfen. Was sonntags übrigblieb, wurde aufbewahrt, um wochentags zum „Zweiten Aufguss“ zu werden, meistens mit etwas Ersatzkaffee angereichert, der im Volksmund „Muckefuck“ oder Blümchenkaffee genannt wurde. Was dann noch übrigblieb, kam als Dünger an die Kakteen, die Heiko Ploeger auf dem Fensterbrett züchtete.
Ich erwähne diese Dinge nicht, um eine naive Nostalgie der Kleinen Leute zu pflegen. Solche Dinge erscheinen mir wichtig, weil unser heutiges Bild von Verfolgung und Widerstand viel zu häufig geprägt ist von Hollywood-Schablonen, in denen stahlharte Männer mit markanten Gesichtszügen und fusselfreien Uniformen immer konsequent ihren Weg gehen.
Ein Tom Cruise mit Stauffenberg-Augenklappe, muss in »Operation Walküre« natürlich nie heizen, auch nie Kohlen schleppen. Wenn er sich auf etwas freute, dann war es ganz sicher nie eine warme Tasse zweiter Aufguss mit Muckefuck zum Feierabend. Dass die Ploegers bis jetzt überlebt hatten, verdankten sie sicher auch der Tatsache, dass sie nicht nach einem Hollywood-Schema lebten. Menschen, die tatsächlich im NS-Staat überleben wollte, die mussten sie sich verhalten, als lebten sie in Feindesland.
Aber zurück zum 18. Januar 1944 in der Johannisstraße. Wir dürfen davon ausgehen, dass die Gestapobeamten Karl Kaufmann und Otto Rethmeier vor einer völlig überraschten, wahrscheinlich auch fassungslosen Henny Ploeger standen, als sie in ihren Klepper-Mänteln bei ihr schellten. Vermutlich hatte sie auch Angst. Ob sie das gezeigt hat, wissen wir nicht. Wie es in ihr ausgesehen haben mag, als sie von der Verhaftung ihres Mannes hörte, können wir uns wohl kaum vorstellen.
Es gibt keine Aussagen oder Dokumente über den Verlauf dieser Hausdurchsuchung. Alle Unterlagen von Gestapo und Staatsanwaltschaft zu diesem Verfahren wurden 1945 vernichtet. Vermutlich führte Rethmeier das Beschlagnahmeprotokoll für die Ermittlungsakten, während Karl Kaufmann drohend und polternd durch die Wohnung zog. Von anderen Aktionen ist bekannt, dass die beiden immer wieder im Stil von »Good Cop – Bad Cop« vorgingen. Es ging darum, ihre Opfer mit einer Mischung aus wüsten Drohungen und vermeintlicher Freundlichkeit gefügig zu machen. Mit Sicherheit beschlagnahmten sie die Radioanlage der Ploegers, gewissermaßen das Beweisstück für die vermeintlichen Rundfunkverbrechen, das Abhören der sogenannten Feindsender.
Denkbar ist, dass sie auch Heiko Ploegers Exemplar des Romans „Im Westen nichts Neues“ fanden. Er hatte es 1928/29 in der Gewerkschafts-Buchhandlung im Herforder Volkshaus am Alten Markt gekauft. Kurz zuvor hatten Henny und er geheiratet. Das Buch markierte gewissermaßen seinen Zugang zur Arbeiterbewegung, den er mit ihr und ihrer Familie gefunden hatte: Volkshaus, das bedeutete für ihn Metallarbeitergewerkschaft, Buchhandlung, der Konsumverein, Arbeiter-Schach-Club, Arbeiter-Radio-Bund, dazu die SPD, die sich damals noch vornehmlich als Partei der arbeitenden Menschen verstand. Das war einmal eine eigene Kultur, eine eigene Welt gewesen. Remarques Roman gehörte 1933 zu den offiziell verbrannten Büchern.
Wir dürfen sicher sein, dass Henny Ploeger bei der Durchsuchung vernommen wurde. Verhaftet wurde sie nicht. Das spricht dafür, dass sich die Aktion hauptsächlich gegen die Dürkopp-Arbeiter richtete.
Ganz sicher wird Henny Ploeger von Kaufmann und Rethmeier gewarnt worden sein, mit anderen über die Details der Verhaftung ihres Heiko zu sprechen. Mit wem sie sprach und was sie dabei sagte, ist nicht bekannt. Vielleicht ist dies auch ein Hinweis darauf, wie allein und auf sich gestellt sie ab diesem Zeitpunkt war.
Sicherlich konnte sie mit ihren Eltern reden, die gut 150 Meter entfernt in der Tribenstraße lebten. Ein anderer Ansprechpartner war vermutlich der Nachbar Wilhelm Osterhagen. Er hatte politische Verfolgung selbst erlebt und vermutlich noch Kontakt zu anderen »Politischen« hatte. Aber natürlich bedeutete solch ein Kontakt Chance und Risiko zugleich.
Verbindung zu Heiko Ploegers Eltern in Osnabrück war möglich, aber schwierig. Sie und auch die Ploegers hatten keinen Telefonanschluss. In solchen Fällen was es üblich, jeweils in einer Kneipe in der Nachbarschaft anzurufen und dann eine Anrufzeit zu vereinbaren. Aber die Verhaftung eines Familienangehörigen aus politischen Gründen war nun mal kein Thema, um darüber öffentlich hörbar am Telefon in einer Kneipe zu reden.
Aber kein Gespräch, mit wem auch immer, konnte ihr helfen, das zu finden, was sie wirklich wollte: wissen, wo ihr Heiko war, wie es ihm gehen mochte, wie groß die Gefahr und die Bedrohung für ihn wirklich war, ob sie oder andere ihm irgendwie helfen konnten.
Bei der Kranzniederlegung auf dem Friedhof Ewiger Frieden am 15. September 2020 anlässlich des Jahrestages der Ermordung Heiko Ploegers. Foto: Niklas Gohrbandt
Kaufmann und Rethmeier werden ihr gesagt haben, dass Heiko Ploeger von jedem Kontakt zur Außenwelt abgeschlossen war, so lange die Gestapo gegen ihn »ermittelte«. Das bedeutete: keine Besuche, keine Briefe, keine Pakete. Einen ersten Brief von ihm dürfte sie nach mehr als zwei Monaten, in der zweiten Märzhälfte bekommen haben. Ploeger befand sich nun im Bielefelder Gerichtsgefängnis.
Ab jetzt durfte er ihr alle zwei Wochen sonntags einen Brief schreiben. Wöchentlich konnte er einen Brief von seiner Frau erhalten. Sie durfte ihn ab jetzt einmal im Monat besuchen. Aber all diese Dinge waren nie verbindlich. Briefe waren tagelang, manchmal über Wochen unterwegs. Sie wurden von der Zensur überprüft. Mindestens ein Brief von ihm wurde dabei »kassiert«. Das bedeutete, mindestens vier Wochen erhielt seine Frau deshalb kein Lebenszeichen von ihrem Liebsten. Er erhielt den ersten Brief von ihr erst nach fast einem Vierteljahr, am 15. April.
Besuchstermine mussten vorher schriftlich beantragt werden. Wurde sie genehmigt, bedeutete das jedoch nicht, dass sie auch zustande kamen. In mindestens zwei Fällen reiste Henny Ploeger umsonst nach Bielefeld, weil Karl Kaufmann ihren Mann unangekündigt zum Verhör ins Gestapo-Gebäude geholt hatte.
Das tatsächliche Ausmaß von Unrecht, Verfolgung, Willkür, Gemeinheiten, Provokationen war viel größer, aber schon so wird nachvollziehbar, dass bei beiden alle Dämme brachen, als sie sich in der ersten Maihälfte, also nach fast vier Monaten, tatsächlich zum ersten Mal wiedersehen konnten. In seinem nächsten Brief an sie schrieb er darüber: „Du hast wohl einen ordentlichen Schreck gekriegt, wie Du mich sahst, und bei mir war die Erregung auch zu groß, dann ist man weicher, als man will.“
Bei diesem Termin erkennen sie offensichtlich auch, dass sie beide nur noch Schatten ihrer selbst sind. Bereits in den ersten sieben Wochen seiner Haft hatte Heiko Ploeger zwanzig Kilo Gewicht verloren. Essensentzug gehörte zu den bevorzugten Foltermethoden der Bielefelder Gestapo zur Erpressung von Aussagen.
Aber auch Henny Ploeger war deutlich abgemagert. Das lag offensichtlich daran, dass sie eine zusätzliche Arbeit angenommen hatte, um einen Rechtsanwalt beauftragen zu können. Allerdings hielt sie dies vor ihrem Mann noch geheim. Später haben Heikos Eltern wohl einiges Geld dazu gegeben.
Aber einen Rechtsanwalt zu beauftragen, bedeutete nicht, dass dieser auch tätig wurde. Henny beauftragte einen Bielefelder Anwalt für den Prozess vor dem Oberlandesgericht in Hamm. Als dieser vierzehn Tage vor dem Prozess das Mandat wegen Krankheit zurückgab, musste sie versuchen, kurzfristig einen Anwalt aus Hamm zu verpflichten. Natürlich ohne dort jemanden zu kennen
Solche Beispielen geben vielleicht ansatzweise eine gewisse Idee, wie unendlich schwierig der ungleiche Kampf dieser kleinen zierlichen Näherin aus Herford war gegen die funktionierende Bürokratie und Justiz eines Regimes war, das einen Vernichtungskrieg gegen das eigene Volk führte.
Kaum vorstellbar, aber es war wohl so, dass Henny und Heiko Ploeger sich zum letzten Mal am 15. August 1944 bei der Verkündung des Todesurteils im Hamm sahen. Miteinander reden konnten sie dort nicht mehr. Bis zu seiner Hinrichtung in Dortmund konnte Henny Ploeger wohl nicht mehr zu ihm. Stattdessen war sie neben ihrer Arbeit unermüdlich unterwegs, um Freunde, Bekannte und andere Menschen zu finden, die bereit waren, Begnadigungsgesuche für ihren Mann einzureichen.
Sie wusste nicht, wann das Urteil vollsteckt wurde. Als ihr rund drei Wochen nach der Hinrichtung am 15. September der Ort seines Grabes auf dem Dortmunder Hauptfriedhof schriftlich mitgeteilt wurde, war sie bereits gesundheitlich zusammengebrochen. Sie hatte wohl nie eine wirkliche Chance, aber sie hat trotzdem einem verbrecherischen Regime die Stirn geboten, bis sie nicht mehr konnte. Sie hat Widerstand geleistet im besten Sinne.
Kurze Zeit später wurde bei ihr Magenkrebs festgestellt. Daran starb sie im März 1945. Eigentlich wurde sie mit ihrem Mann ermordet.
Ich wünsche mir sehr, dass wir es schaffen, eine Form zu finden, an diese vergessene mutige Frau zu erinnern. Nicht mit einem weiteren klotzigen Stein und erst recht nicht mit einem weiteren pathetischen Bekenntnis. Ich denke, es sollte eher darum gehen, die beiden, die hier liegen, nicht mehr nur als Kämpfer und auch nicht nur Opfer zu sehen, sondern ihnen ihre Ruhe zu gönnen.
Ideenskizze für eine Grabplatte zum Gedenken an Henny Ploeger. Zeichnung: Kristina Fügenschuh
Es gibt in einem der Briefe von Heiko Ploeger aus dem Gefängnis eine Stelle, an der er sie ganz direkt anspricht: „Liebe Henny, weißt Du noch, Ende vorigen Jahres konnte ich manchmal ne ganze Zeit mit Dir Hand in Hand sitzen, wie zu Anfang unserer Ehe, hoffentlich kommt noch dieses Jahr die Zeit wieder, wo wir alles um uns vergessen können.“ – Wenn es Menschen gibt, die es verdient haben, alles um sich vergessen zu können, dann sind es diese beiden. Ich finde, das könnte hier für Henny Ploeger auf einer angemessenen, bescheidenen Platte stehen.
Das Gedenken an solche wie diese beiden verleitet leicht zum Pathos. Natürlich haben sie gekämpft und natürlich waren sie Opfer. Aber sie waren vor allem ganz normale Menschen mit ganz normalen Träumen vom ganz einfachen, kleinen Glück. Auch als solche fehlen sie noch heute.
Die »Spurensuche« auf www.dieter-begemann.de war bisher eine rein optische Angelegenheit mit Texten und Bildern. Eigentlich sollte das auch noch eine ganze Weile so bleiben. Ich fand den Gedanken zwar reizvoll, meine Geschichten irgendwann nicht mehr nur in lesbarer Form zu veröffentlichen, sondern sie auch hörbar zu machen. Aber das hatte für mich keine Eile.
Dann kam – wie so oft – das »richtige Leben« dazwischen. Es entstand die Idee zum ersten Podcast. Wie das genau geschah, verrät das »MAKING OF … Folge 1«. Die Möglichkeit zum Abrufen solcher Zusatzinformationen und Hintergründe will ich in Zukunft möglichst bei allen meiner »Spurensuchen für Ohrenzeugen« anbieten.
Fritz Bockhorst starb am 30. Juni 1944. Als Gegner des Nazi-Regimes war er verhaftet worden. Es folgten wochenlange Folter und Verhöre. Tötete er sich selbst? War sein Tod eine Folge der Folter? War es Totschlag oder Mord? -Weiter zur Folge 1 ->
MAKING OF … Folge 2: Eine Erinnerung an Henny Ploeger Hintergründe und Informationen zur Geschichte hinter der Geschichte von Folge 2. Darunter auch einige Hinweise, wie es möglich war, dass eine außergewöhnliche Frau mehr als 70 Jahre nahezu vergessen war.
Henny Ploeger war die Ehefrau des Herforder Nazi-Opfers Heiko Ploeger. Den vorherrschenden Vorstellungen ihrer Generation entsprechend, war sie die Frau »an seiner Seite«. Bescheiden, unauffällig, still. Wer sich näher mit der Geschichte der beiden beschäftigt, entdeckt jedoch noch eine ganz andere Henny Ploeger. Mutig, am Widerstand beteiligt und bis zum Letzten um das Leben ihres Mannes kämpfend – bis sie daran zerbrach … Weiter zur Folge 2 ->
FOLGE 3:
Ein Stein für Henny Ploeger
Dass Menschen jahrzehntelang »vergessen« wurden, ist ein Vorgang, der denjenigen, die sich mit der Geschichte von Opfern des Nazi-Regimes beschäftigen, immer wieder begegnen kann. 77 Jahre war das Grab Henny Ploegers »unsichtbar«. Im Januar 1946 war sie gemeinsam mit Ihrem ermordeten Ehemann Heiko auf dem Friedhof »Ewiger Frieden« beigesetzt worden. Seit dem 7. Juni dieses Jahres macht auch auf ihrem Grab ein Gedenkstein auf diese mutige Frau und ihre Geschichte aufmerksam.Weiter zur Folge 3 ->
Im Juni 1944 starben zwei Bielefelder innerhalb von nur fünf Tagen während der Gestapo-Haft im Polizeigefängnis an der Turnerstraße. Beide wurden, wie Mitgefangene nach dem Ende der Nazi-Herrschaft aussagten, während ihrer Verhöre schwer misshandelt und gefoltert. Beide hätten sich, so teilten es die Gestapo-Beamten ihren Familien mit, während der Haft erhängt. Diese Legende von ihrer „Flucht in den Tod“ hielt sich lange und fand sogar Eingang in die Formulierungen auf ihren Gedenk-Stolpersteinen. Im April 2019 wurde sie für Fritz Bockhorst bereits entfernt. Jetzt ist auch auf Karl Twesmanns Stolperstein zu lesen, dass die Umstände seines Todes nie geklärt wurden. Weiter zur Folge 3 ->
FOLGE 5:
Die Kolonie am Knast
In seinem Buch »Hast Du uns endlich gefunden« gibt der Schauspieler Edgar Selge kleine Einblicke in das Leben eines Jungen und Jugendlichen, der in den 1950er/60er Jahren rund um die Herforder Gefängnismauern aufgewachsen ist. Den meisten Menschen in Herford ist dieses Leben und diese Gegend fremd. Dabei liegt das Gefängnis doch fast mitten in der Stadt. Außerdem gibt es spannende Dinge zu entdecken, wenn man sich mit der Geschichte dieses Teils der Stadt beschäftigt. ->Weiter zur Folge 5 ->
Die Verwendung des Liedes „Mein Vater wird gesucht“ erfolgt mit freundlicher Erlaubnis von Erich Schmeckenbecher und Thomas Friz von der Gruppe »Zupfgeigenhansel«. Herzlichen Dank!
Textfassung:
Das Musikstück „Mein Vater wird gesucht“ gehört zu den bekanntesten und bewegendsten Liedern des Widerstands gegen die Nazi-Diktatur. Man könnte es für die Schilderung des Schicksals des Bielefelder Arbeiters Fritz Bockhorst halten, wenn es in dem Lied heißt:
Fritz Bockhorst war der Großonkel der Brüder Erhard und Jürgen Krull. Erhard Krull ist vielen Menschen in Herford bekannt. Seit Jahren engagiert er sich mit zahlreichen Aktionen für soziale Projekte, sammelt dafür auch Spenden oder lässt Stromkästen in der Innenstadt verschönern.
Fritz Bockhorst. Sein bisher einziges bekanntes Foto stammt aus einer Zeitungsveröffentlichung im Jahre 1946.
In der Familie der Krulls war es wie in dem zitierten Lied. Man erzählte sich von der Verfolgung des Großonkels, man wusste, dass er die Gestapohaft in Bielefeld nicht überlebt hatte. Aber niemand akzeptierte die Legende vom Freitod des Fritz Bockhorst. Keiner wollte glauben, dass er sich am 30. Juni 1944 im Gefängnis erhängt haben sollte.
Dabei entwickelte sich die Legende längst zur eigenen Geschichte. Was die beiden Gestapo-Beamten Karl Kaufmann und Otto Rethmeier am Tag nach Bockhorsts Tod seiner Witwe mitteilten, wurde zur Geschichte, die sich Nachbarn und Bekannte erzählten. Vereinzelt erschien sie auch in amtlichen Akten.
Als im Jahr 2005 mit der Verlegung der sogenannten Stolpersteine für die Bielefelder Opfer des Naziregimes begonnen wurde, meldete sich ein Zeitzeuge zu Wort. Sechzig Jahre zuvor, im Jahr 1944 war dieser noch ein Kind. Aufgrund der Erzählungen seiner Eltern und Nachbarn war er in dem Glauben aufgewachsen, Fritz Bockhorst wäre zum Tode verurteilt gewesen und hätte sich deshalb, so sagte er, „kurz vor seiner Hinrichtung selbst das Leben genommen.“
Im Jahre 2005 verlegter erster “Stolperstein” für Fritz Bockhorst an seinem letztem Wohnort in der Bielefelder Karolinenstraße 14. Der Gedenkstein trug die Aufschrift “Flucht in den Tod”. Diese sprachliche Umschreibung für eine Selbsttötung ging zurück auf die Gestapo-Behauptung, Bockhorst habe sich aus Angst vor der Todesstrafe an seinen Hosenträgern selbst erhängt.
Kein Zweifel, dieser Hinweis geschah in gutem Glauben. Er führte dazu, dass das Sterben des Fritz Bockhorst in der Gestapo-Haft auf seinem Stolperstein mit den Worten „Flucht in den Tod“ beschrieben wurde, also mit der sprachlichen Umschreibung für eine Selbsttötung. So war mit bester Absicht die Gestapo-Legende zur anerkannten Wahrheit über die Geschichte eines Menschen geworden war.
Erhard Krull ist mein Freund. Er wusste von meinen Nachforschungen zur Lebensgeschichte des Herforder Nazi-Opfers Heiko Ploeger. Deshalb bat er mich, in den verschiedenen Archiven auch auf den Fall seines Großonkels zu achten. Dabei wurde ich relativ rasch fündig. Ploeger und Bockhorst waren zur gleichen Zeit in Bielefeld inhaftiert. Es ist davon auszugehen, dass sie sich dort begegneten, zumindest voneinander hörten.
Fritz Bockhorst war verheiratet und hatte zwei Kinder. Der 43-jährige war ein einfacher Lagerarbeiter, körperlich eher klein und drahtig. Handwerklich war er sehr geschickt. Er hatte nur die Volksschule besuchen können, aber verfügte über Lebensklugheit und geistige Beweglichkeit. In elf Jahren Nazi-Diktatur hatte er gelernt, mit der Verfolgung umzugehen.
Sechs Jahre in fünf Zuchthäusern und einem KZ inhaftiert
Als KPD-Mitglied hatte er mehr als sechs Jahre in den Zuchthäusern Herford, Hamm, Bielefeld, Münster und Hamburg-Fuhlsbüttel verbringen müssen. Dabei war er in Gestapo-Verhören krankenhausreif geprügelt worden und hatte als sogenannter Moorsoldat in einem Emslandlager mehrere Monate in einer Strafkompanie verbracht, einige Wochen davon sogar in Einzelhaft.
Der größte Teil seiner Gestapoakten wurde vernichtet. Durch einen glücklichen Zufall sind jedoch wenige Fragmente seiner Vernehmungen überliefert. Es handelt sich um die Durchschriften zweier Vernehmungsprotokolle mit Bockhorsts Unterschrift und denen seiner beiden Gestapo-Vernehmer.
Die Protokolle zeigen, dass er auch nach seiner Verhaftung im 9. Mai 1944 versuchte, es seinen Verfolgern schwer zu machen. Er war ihnen durchaus gewachsen und versuchte, sie mit kleinen Alibi-Geschichten zu täuschen und auf falsche Fährten zu locken. Vor allem ging es ihm wohl darum, seine Familie zu schützen und Kameraden nicht zu belasten. Wie Heiko Ploeger wurden auch ihm „Rundfunkverbrechen“, also das Abhören sogenannter Feindsender vorgeworfen.
Freitod ist die unwahrscheinlichste aller Möglichkeiten
Es fällt schwer, das zu akzeptieren, aber nach mehr als 75 Jahren scheint es nicht mehr möglich, die genaue Todesursache von Fritz Bockhorst nachzuweisen. Eines ist jedoch sicher: Die Gestapo-Legende von seinem Freitod aus Angst vor der Hinrichtung ist die unwahrscheinlichste und auch unglaubwürdigste aller Möglichkeiten. Natürlich musste Fritz Bockhorst um sein Leben fürchten, aber als er ums Leben kam, war noch nicht einmal Anklage gegen ihn erhoben.
Allerdings war eine neue Situation eingetreten, die allen Gegnern und Verfolgten des Regimes entscheidend neue Hoffnung gab. Am 6. Juni 1944 waren die Alliierten in der Normandie gelandet. Der nun einsetzende Rückzug der deutschen Armeen auch an der Westfront ließ für die Verfolgten den Traum von einem baldigen Kriegsende und damit auch von ihrer Befreiung realistisch erscheinen.
Aktueller Blick in die Bielefelder Karolinenstraße. Im Haus Nummer 14 (dunkles Haus auf der rechten Seite) lebte Fritz Bockhorst im Jahre 1944 mit seiner Familie. Nur wenige Meter weiter »um die Ecke« wohnte der Arbeiter Gustav Milse in der Kammeratsheide 16. Bockhorst und Milse waren während der NS-Zeit immer wieder zur gleichen Zeit in Haft. wo sie wiederholt auch gemeinsam »verhört« und schwer gefoltert wurden.
Auf der anderen Seite verschärfte sich nun jedoch noch einmal die Brutalität, mit der die Gestapo gegen die Häftlinge vorging. Nur fünf Tage vor Fritz Bockhorst starb in der Gestapohaft bereits der Dürkopp-Arbeiter Karl Twesmann aus ungeklärten Gründen. Auch seine Vernehmer waren Kaufmann und Rethmeyer. Auch bei ihm lautete der Vorwurf „Rundfunkverbrechen“. Wie Zeugen nach dem Krieg bestätigten, war auch er während der tagelangen Verhöre „fürchterlich geschlagen“ worden.
Fritz Bockhorst wurde auf dem Bielefelder Sennefriedhof beerdigt. Als seine Witwe mit ihren Kindern die Trauerhalle betrat, sah sie den Leichnam ihres Mannes aufgebahrt im offenen Sarg. Auch Gestapo-Beamte waren anwesend.
Kaufmann und Rethmeyer hatten behauptet, Bockhorst habe sich an seinen Hosenträgern erhängt. Frieda Bockhorst erschien das von Anfang an als völlig unglaubwürdig. Sie hatte noch am Tag vor seinem Tod kurz mit ihrem Mann im Bielefelder Gestapogebäude sprechen können. Über dieses Gespräch berichtete sie später: „Mein Mann erklärte mir, ich solle den Kopf hoch halten, für uns schiene auch mal wieder die Sonne.“Deshalb suchte seine Frau nun mit ihren Blicken den Hals ihres Mannes nach Spuren ab, als sie an seinem Sarg stand. Drei Jahre später gab sie gegenüber einem Untersuchungsrichter zu Protokoll, sie habe keine Hinweise auf Strangulation erkennen können. Jedoch habe sie Blutverkrustungen an seinen Zähnen gesehen.
„ … eine Wunde, die wie ein Loch aussah“
Und dann tat Frieda Bockhorst in der Trauerhalle etwas, womit die Gestapobeamten offensichtlich nicht gerechnet hatten. Bevor diese reagieren und eingreifen konnten, trat sie vor und löste blitzschnell ein Pflaster, das ihrem Mann auf die Stirn geklebt worden war. Was sie dort entdeckte, beschrieb sie in einer Zeugenaussage von 1947 mit den Worten: „… über dem linken Auge hatte er eine Wunde, die wie ein Loch aussah“. Und weiter: „Die Wunde befand sich direkt über der linken Augenbraue. Über dem linken Auge saß eine sogenannte Borke.“
Die Gräber von Fritz Bockhorst und Gustav Milse auf dem »Ehrenfeld der politisch Verfolgten« des Sennefriedhofes in Bielefeld. Die beiden KPD-Mitglieder wohnten nur wenige hundert Meter von einander entfernt und waren während der gesamten NS-Zeit immer wieder auch gemeinsam Haft und Folter ausgesetzt. Sie wurden auch kurz vor Bockhorsts Tod teilweise zusammen verhört und, nach den Aussagen überlebender Mitgefangener, erneut schwer gefoltert. Gustav Milse wurde am 3. August 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 22. September 1944 in Dortmund hinerichtet.
In der NS-Zeit blieben Frieda Bockhorsts Entdeckungen folgenlos. Natürlich, möchte man hinzufügen. Als sie ihre Aussagen im Jahr 1947 zu Protokoll gab, sammelte ein Untersuchungsrichter belastendes Material über die Gestapobeamten Karl Kaufmann und Otto Rethmeyer. Wohl auch deshalb unterzeichnete Frieda Bockhorst abschließend eine Erklärung, in der es hieß: „Ich bin damit einverstanden, falls seitens der zuständigen Staatsanwaltschaft gegen Kaufmann und Rethmeyer ein Verfahren wegen Mordes oder Totschlages eingeleitet wird, dass mein Mann exhumiert wird.“
Zu dieser Exhumierung kam es jedoch nicht. Es gab zwar weitere Zeugen, die von Gewalttätigkeiten und Drohungen der beiden Gestapo-Beamten berichteten. Es fand sich jedoch niemand, der Angaben über den Tod von Fritz Bockhorst machen konnte. Auch kein weiterer Zeuge, der seine Leiche gesehen hatte.
Für die Angehörigen der Opfer endete das Unrecht 1945 nicht. Es bekam ein anderes Gesicht.
Sein Tod gehört deshalb zu der ungeheuren Vielzahl von Fällen aus der NS-Zeit, bei denen ein Verbrechen vermutet, aber nicht bewiesen werden kann. Jahrzehntelang blieben die Familienangehörigen allein gelassen mit dieser Ungewissheit und mit den Lügen und Legenden, die von den Tätern über ihre Opfer in die Welt gesetzt wurden. Das NS-Unrecht endete für die Angehörigen also nicht mit der »Stunde Null« im Jahre 1945. Es bekam ein anderes Gesicht.
Dazu gehört, dass die Täter von damals noch viel zu oft die Deutungshoheit über die Geschichte ihrer Opfer behalten haben. Dazu gehört auch, wie diese erinnert und wie ihrer gedacht wird. Viel zu oft, bis heute.
Im April 2019 neu verlegter »Stolperstein« für Fritz Bockhorst in der Bielefelder Karolinenstraße 14 mit dem geänderten Hinweis, dass die Umstände seines Todes nie geklärt wurden. Der 14 Jahre zuvor verlegte Gedenkstein, der einen Freitod aus Angst vor einer drohenden Hinrichtung nahelegte, wurde entfernt.
Es war also höchste Zeit, die Gestapo-Legende von Fritz Bockhorsts Freitod endlich beiseite zu legen und wahrheitsgemäß zu erklären, die Umstände seines Todes wurden „nie geklärt“. Ein neuer Stolperstein mit dieser Inschrift wurde im April 2019 an Bockhorsts letztem Wohnort Bielefeld, in der Karolinenstraße 19, offiziell vorgestellt.
Notwendige Nachbemerkung:
Der Bielefelder Dürkopp-Arbeiter Karl Twesmann starb fünf Tage vor Fritz Bockhorst, am 25. Juni 1944, ebenfalls in der Gestapohaft. Wie zuvor erwähnt, wird auch auf seinem Gedenk-Stolperstein in der Oelmühlenstraße 15 von einer „Flucht in den Tod“ gesprochen. Auch bei ihm gibt es jedoch nicht den geringsten Hinweis auf einen Freitod. Fest steht bisher nur, die Umstände seines Todes sind sehr fragwürdig und wurden nie geklärt. Deshalb wäre es angemessen, wenn auch sein Gedenkstein korrigiert und ausgewechselt würde.
Allerdings ist bisher nur wenig über Karl Twesmann und seine Lebensgeschichte bekannt. Bisher gibt es nicht einmal ein Foto von ihm. Für mögliche Hinweise wäre ich sehr dankbar. Sie erreichen mich mit einer mail an:
oder telefonisch unter 05221 – 275 39 07
Herzlichen Dank für Ihre Mühe im Voraus.
HERZLICH wILLKOMMEN!
Schön, dass Sie sich auf meiner Seite umsehen. Hier finden Sie unterschiedliche Beispiele meiner historischen Spurensuchen. Fast immer geht es mir um Alltags- und Sozialgeschichte. Ich sehe gerne und intensiv in jene Ecken, von denen gesagt wird, da sei doch „nichts Besonderes“. Gerade wo viele nur das Kleine vermuten, sind manchmal die wirklich wichtigen Dinge zu finden. Mehr über mich und meine Arbeit finden Sie in der Rubrik “Über mich”.
P.S. Die Haltestelle »Begemann« gibt es übrigens tatsächlich. Sie befindet sich in Extertal-Bösingfeld. Eine weitere Haltestelle gleichen Namens findet sich in Pivitsheide. Mit beiden Orten habe ich jedoch, außer den Namen, nichts gemeinsam.
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Ein neuer Schorlau
Vor zwei Jahren hatte ich das besondere Privileg, dass Ergebnisse meiner Forschungen in einem Buch berücksichtigt wurden, dass es bis auf Platz Eins der SPIEGEL-Bestsellerliste schaffte. Im Nachwort seines Krimis »Der große Plan« bedankte sich Autor Wolfgang Schorlau damals auch bei mir für „Freundlichkeit und die langen Telefonate“. Im Interview mit Corina Lass von der »Neuen Westfälischen« erklärte er, seinem Buch über die »Griechenlandrettung« hätten meine Informationen zum Massaker von Distomo „sehr gut getan“. – Im November erschien der neueste Fall von Schorlaus Ermittler Georg Dengler. In »Kreuzberg Blues« geht es um Häuserkampf und den Mord an einem Immobilienunternehmer. Ich empfehle ausdrücklich NICHT den Kauf beim Online-Giganten. Die heimischen Buchhändler unseres Vertrauens brauchen unsere Solidarität.
Kleiner Spaß in Zeiten beschränkter Reisemöglichkeiten
Wahrlich, wir leben in schwierigen Zeiten. Da darf man/frau schon mal davon träumen, aus dem Hamsterrad des Alltags herauszukommen und neue Horizonte zu sehen. Geht es Ihnen auch so? – Dann sollten Sie unbedingt BOB kennenlernen … Sie finden BOB hier